Neolamprologus multifasciatus


Pflege und Zucht von Neolamprologus multifasciatus (Kleiner Schneckenbuntbarsch)

Text: Klaus Breitenstein


Eine außerordentliche Bereicherung für die Aquaristik ist der kleine Schneckenbuntbarsch Neolamprologus multifasciatus. Er wirkt durch seine unermüdlichen Bewegungen außergewöhnlich faszinierend. Selbst meine Kinder sind von diesem Fisch begeistert, dessen Wohnung ein Schneckenhaus ist. Er dürfte aufgrund seines Verhaltens einer der interessantesten Schneckenbuntbarsche sein. Er gehört zu den kleinsten Neolamprologus-Arten, sie werden kaum länger als 5 cm. Diese Cichliden bewohnen nicht nur das Ufer des Tanganjikasees, sondern kommen auch in Tiefen von mehr als 50 m vor. Sie leben ausschließlich in Bereichen mit sandigem oder schlammigem Bodengrund, in denen es viele Gehäuse abgestorbener Schnecken der Gattung Neothauma gibt. Diese etwa Weinbergschnecken großen Gehäuse dienen den Cichliden als Laichhöhle und als Versteck vor größeren, räuberischen Fischen. Die Schneckenbuntbarsche sind in diesem Lebensbereich unbedingt auf die Schneckenhäuser angewiesen. Die Männchen von Neolamprologus multifasciatus erreichen eine Länge von ca. 4 cm, die Weibchen überschreiten selten ca. 2,5 cm. Außer durch die Größe unterscheiden sich die Weibchen von den Männchen kaum. Schneckenbuntbarsche erweisen sich als ausgesprochen dankbare und liebenswerte Pfleglinge. Ein kleines, 30 1 fassendes Aquarium mit einer 5 - 6 cm dicken Sandschicht, einigen Schneckenhäusern stellt die kleinen Kobolde meist voll und ganz zufrieden. Die Schneckenhäuser werden von den fast winzigen Fischen unterwühlt, geschoben und gedreht, bis die Lage ihren Bewohnern gerade recht erscheint. Die Behausung wird gegenüber Artgenossen, anderen Fischen und Eindringlingen, mutig und energisch verteidigt. Die Hälterung, Ernährung und Nachzucht bereitet keine Schwierigkeiten. Ein häufiger Wasserwechsel mit mittelhartem bis hartem Leitungswasser( Hannoversches Leitungswasser, Temperatur 25°C - 27°C, pH-Wert 7,5 - 8,5, Gesamthärte 16° dGH) tut diesen Schneckenbuntbarschen gut. Es werden alle Arten von Lebend- und Trockenfutter angenommen. Männchen und Weibchen bewohnen auf engstem Raum getrennte Schneckengehäuse. Es können mehrere Weibchen mit einem Männchen vergesellschaftet werden. Das Männchen laicht mit mehreren Weibchen und verteidigt die Reviere aller Weibchen. Zunehmende Unruhe und ein rundlicher Bauch beim Weibchen zeigen die Laichbereitschaft an. Solche Weibchen werden vom Männchen mit gespreizten Flossen angebalzt. Das Weibchen lockt das Männchen zur Bruthöhle und schwimmt zum Ablaichen völlig in das Schneckenhaus hinein. Das Männchen schaut nur in das Schneckengehäuse, hält dann das Geschlechtsorgan über die öffnung und besamt von außen leicht zitternd. Nach mehreren Wiederholungen ist die Befruchtung des Geleges abgeschlossen und das Männchen schwimmt wieder zurück zu seinem Schneckenhaus, während das Weibchen vor seinen Gehäuse bleibt und ab und zu Frischwasser hineinfächelt. Das Gelege zählt ungefähr 20 kleine weiße Eier, Durchmesser etwa 1,5 mm. Sie kleben ordentlich nebeneinander tief im Gehäuse. Nach ungefähr 8 Tagen schlü pfen die Jungen, und nach weiteren 2 Tagen gucken die Jungen aus dem Schneckenhaus. Das Weibchen verteidigt die Bruthöhle. Dass Jungfische von Ihren Elterntiere, oder anderen Neolamprologus multifasciatus aufgefressen werden, konnte nie beobachtet werden. Die Jungfische lassen sich mit Artemia-Nauplien gut anfüttern. Sie entfernen sich von Tag zu Tag weiter von ihrer Bruthöhle und schlüpfen bei Gefahr schnell in das Haus zurück. Die Jungen schwimmen sowohl ins Männchen- als auch ins Weibchengehäuse. Die kleinen Neolamprologus multifasciatus wachsen sehr rasch, sie sind nach ca. 4 Wochen schon ungefähr 1,5 cm gross. Die Geschlechter lassen sich mit Sicherheit erst nach einen halben Jahr erkennen.