Goldies and Oldies - Der Goldancistrus (Ancistrus spec.)
Haltung, Pflege und Zucht
Text: Reinhold Wawrzynski
So prächtig ausgewachsene Männchen findet man kaum im Handel.
Schon wieder ein Artikel über Harnischwelse... und dann noch über Ancistrus ... und dann noch über Albinos! Zugegeben, seit Jahren fehlten in keiner Ausgabe bekannter Aquarienzeitschriften Beiträge, in denen nicht über Harnischwelse oder neue L- Nr berichtet wurde.
Aber über einen meiner jahrelangen Lieblingswelse, in Aquarianerkeisen gern Goldancistrus genannt, habe ich bisher kaum etwas in der Literatur gefunden.
Goldalbinos werden zwar im Handel angeboten, machen aber in den meisten Händlerbecken einen negativen Eindruck. Natürlich gibt es hier (wie überall) Ausnahmen, aber manchmal werden diese Welse nur halbherzig gehandelt. Oft lässt die zu helle Beleuchtung die schöne Farbe nicht so zum Vorschein kommen. Die Tiere haben meistens zu wenig Versteckmöglichkeiten und zeigen "no color". Außerdem sind die angebotenen Fische vielfach nur zwischen drei und fünf Zentimeter groß. Ausgewachsene Goldancistrus, besonders die Männchen ( 8-15 Zentimeter Gesamtlänge) mit ihren mächtigen, oft verzweigten, langen Kopftentakeln sind optisch eine Pracht und können es mit vielen L- Nr aufnehmen.
Ein schöner Rücken kann auch entzücken.
Albinos sind schön. Viele Aquarienfreunde, besonders die Damen, lieben allerdings keine Albinos. Diese Albinofarbe hat aber wenig mit weißen Corydoras-Welsen oder Clarias-Weißlingen oder gar dem Leichenweiß von manchen Krallenfröschen oder Axolotl zu tun. Das geschmackvolle Goldgelb der Harnischwelse läßt sich noch mit der richtigen Lampenfarbe der Aquarienbeleuchtung optimieren (höhere Rotanteile sind ideal), dann finden auch "Aquarianergattinnen" diesen Wels attraktiv. Goldalbinos kann man außer im Fachgeschäft gut bei versierten Hobbyzüchtern oder auf Börsen der Aquarienvereine erwerben. Nicht selten bekommt man hier sogar ausgewachsene Exemplare angeboten.
Herkunft:
Meine ersten Tiere erwarb ich 1996 aus Süddeutschland, als Wildfangnachzuchten aus Venezuela. Diese Aussage war sicherlich völlig falsch. Zwischenzeitlich konnte ich aus Literatur und Internet erfahren, dass Ende der 1980er-Jahre unter den Nachzuchten einer bekannten westfälischen Züchterei albinotische Tiere waren und später über Ostdeutschland vermehrt in den Handel kamen. Ich habe aber bereits auch andere Versionen gehört. Dass es sich um eine Albinovariante des allseits bekannten Ancistrus spec. (Haus und Gartenancistrus) fälschlich immer noch als A. dolichopterus bezeichnet, handelt, ist wahrscheinlich.
Wie auch immer, auf jeden Fall möchte ich für diesen pflegeleichten Harnischwels aufmerksam machen. Selbst für aquaristische Anfänger, die ihre ersten Erfahrungen mit einfachen Fischen gemacht haben und den "normalen" Ancistrus erfolgreich zur Nachtzucht bringen konnten, ist Goldie gut geeignet.
Es hieße jetzt "Eulen nach Athen zu tragen", wenn man die Haltung des "gemeinen Ancistrus" in allen Details beschreiben sollte. Dafür gibt es wirklich ausreichend Literatur.
Wildfarbe von Ancistrus spec.
Einige kurze Infos erscheinen mir aber wichtig:
Haltung:
In kleineren Bassins (ab 70 Liter) nur paarweise pflegen! Ab einem 100 Literaquarium kann ein Männchen mit 3 bis 4 Weibchen gehalten werden. In größeren Becken vertragen sich auch mehrere
Männchen untereinander. Es kommt zwar manchmal zu Rangeleien, aber nie zum Unterdrücken des "Konkurrenten". Verletzungen untereinander konnte ich noch nie beobachten.
Unbedingt für Verstecke in Form von Höhlen, Tonröhren, Kokusnußschalen und anderen geeigneten Unterschlüpfen sorgen. Temperaturen von 22-28° sind ideal, extreme Wasserwerte sollten vermieden
werden.
Die "Herren"sind meistens farbintensiver.
Fütterung:
Als Jungfisch ist er wie A. spec. durchaus als "Algenfresser" zu gebrauchen. Liebend gern werden Bodentabletten (grün, besonders mit Spirulina) genommen. Frische und eingefrorene Zuchini-, Salatgurken- und Melonenschalenstücke gehören zum Lieblingsessen der Goldancistrus. Die oft gelobten Erbsen fanden bei meinen Fischen nicht so starkes Interesse. Wichtig für das Wohlbefinden und die Zucht ist das Vorhandensein von Totholz wie gut gewässerte alte Weidenwurzeln oder Moorkienholz, um den Zellulosebedarf der Fische zu decken. Nicht nur pflanzliche Kost, auch Frost- und Lebendfutter der gängigen Sorten, werden gierig gefressen. Selbst Trockenfutter wird nicht verachtet.
Vergesellschaftung:
Alle friedlichen Vertreter der oberen Etagen, besonders Salmler und Lebendgebärende sind geeignet. An Bodenfische können einige Corydoras-Arten dabei sein. Es sollte aber kein Wels-Sammelsurium im unteren Bereich des Aquariums entstehen. Hält man naturfarbene Ancistrus mit im gleichen Becken, kommt es bei einer Verpaarung mit albinotischen Tieren stets zu dunklem Nachwuchs. Will man seine Tiere also weiterhin rein "Gold" züchten, ist von solch einer Vergesellschaftung abzuraten.
Kann ein teurer L-Wels schöner sein als "Goldie"?
Zucht:
Erfreulicherweise lassen sich die Goldancistrus fast genau so leicht wie der "dunkle" Ancistrus züchten. Wichtig ist nur die richtige Höhle, am besten mit seitlichem Zugang, natürlich der richtige Partner und etwas Ruhe. Dann kann eigentlich nichts schiefgehen. Die Brutpflege wird durch Papa Goldie übernommen. Von der Paarung bis zum Verlassen der Larven aus der Bruthöhle vergingen immer ziemlich genau 17 Tage. Bei der Aufzucht der Jungtiere sollte man nicht ungeduldig werden, denn die Kleinen wachsen wesentlich langsamer als ihre dunklen Verwandten.
Gesunde Nachzuchten haben immer guten Appetit.
Nachzuchten von 3 bis 4 Zentimetern werden immer gerne von interessierten Aquarianer angenommen.
Fazit:
Es müssen nicht immer die sündhaft teuren L-Nummern sein, die sich mancher Harnischwelsfreund nicht leisten will oder kann. Dieser Fisch, der relativ pflegeleicht, skurril und zugleich attraktiv ist, wird oft in Aquarianerfamilien zum Lieblingsfisch.
Oft bekommen dann diese Fische von den Kindern Namen, wie Oldie oder Goldie...
Reinhold Wawrzynski